Reisegefährte

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„Ich bin ein Egoist, ich weiß“. Tröstend drückst du meinen Arm. Er fühlt sich kalt an und will sich gegen die Berührung sträuben, so, wie sich mein Inneres gegen das eben Gesagte empört. Nicht, weil du nicht vollkommen recht hast. Nur, weil ich es nicht hören will und es mir nicht gefällt. „Nein.“ Ich lehne mich kurz gegen dich. „Das ist kein Egoismus. Es ist nichts anderes als Selbstbestimmung.“ „Selbstschutz ist es,“ sagst du leise. „Ich gehe sonst kaputt“.
Immer bist du dagewesen, offenes Ohr und starke Schulter; immer fröhlich, stets zur Stelle … Doch deine eigene Schlacht hast du allein geschlagen, hast dich lange rar gemacht … Und die Traurigkeit in deinen Augen und die Endgültigkeit in deinem Blick berühren meine eigene Zerrissenheit so tief, dass es schmerzt.
Du hast gekämpft, hast dich bemüht, bist gescheitert, bist ernüchtert … Willst nur noch weg, nochmal neu anfangen. „Seelenfrieden“ … Du seufzt tief. Und dafür muss man schon mal auch die zurücklassen, die man entlang des Weges liebgewonnen hat.
Reisende soll man nicht aufhalten, so heißt es, doch das Loch, das dieser Abschied reißt, ist in meinem Inneren kratergleich. Du warst mir so ähnlich, Reisegefährte und Freund … Und habe ich es auch vielleicht längst kommen sehen, hätte ich auch längst schon meines eigenen Weges gehen können … NICHTS hätte ich missen wollen. Nicht dein ausgelassenes Lachen, die stets so aufmunternden Worte, die vor Begeisterung blitzenden Augen, einer Leuchtreklame gleich … Nicht deine Albernheiten und auch nicht dein Blödtun. Du lässt einen im Regen stehen und nimmst auch noch ganz frech den Schirm mit, aber du breitest auch die Arme aus und bietest Schutz, wenn es wirklich stürmisch wird. Die besten Filme haben oft kein Happy End … Und doch schaut man sie in voller Länge, nicht?
„Wie fühlst du dich?“ Du siehst mir offen in die Augen. Ich halte deinen blauen Blick. „Desillusioniert“, und weiß erst einmal nicht, warum. Habe ich noch immer nicht gelernt, dass gemeinsame Reisen irgendwann zu Ende gehen, der andere irgendwann mal aussteigt, um neue Ziele zu erobern? Ich lächle dich an. „Aber hier geht es jetzt um dich und DEIN Glück …“ Und dir jetzt eine ausweglose Situation schönzureden und dich halten zu wollen, das WÄRE egoistisch.
Ich möchte meine Arme um dich schlingen, eigentlich mein ganzes Sein. Stattdessen drücke ich dich nochmal fest, „Pass auf dich auf …“
Du gehst, Du nimmst ein Stückchen meines Lebens mit, doch einen kleinen Teil deines Selbst machst du mir auch zum Geschenk. Und weil, wo du bist, „Top Gun“ niemals fehlen darf, halten wir es doch wie Maverick und Charly, ehe unsere Tür sich schließt …
„Ich hörte, dass die Besten der Besten immer wieder hierher zurückkommen“ 😊
Und bis dahin lass es dir gut gehen.

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